Musterwechsel-Modell
Funktionsoptimierung, Musterwechsel und Systemträgkeit
Überlegungen von Tom Küchler aus dem Buch „Veränderung muss s.e.x.y. sein.“
„Alle Kraft der Menschen wird erworben durch Kampf mit sich selbst und Überwindung seiner selbst.“
Johann Gottlieb Fichte
Veränderung ist nicht gleich Veränderung. Es macht Sinn, diese in „Funktionsoptimierung“ und „Musterwechsel“ zu unterscheiden (Kruse 2005).
Funktionsoptimierungen sind, wie der Name schon sagt, kleine Veränderungen im Sinne von „Pimpen“ oder „Feintuning“ mit dem Ziel der Optimierung einer Funktion. Derartige Veränderungsprozesse, wie zum Beispiel das Umsetzen kleinerer Zeitmanagement-Tools, die Verwendung konstruktiverer Kommunikationsstrategien oder motivierende Selbstgespräche sind von ihrer Art her – wie ich immer sage – „Kosmetik“. Sie nutzen sie und manchmal sind Sie damit mehr oder weniger erfolgreich und wenn es nicht funktioniert, tut es auch nicht sonderlich weh.
Veränderungen im Sinne eines Musterwechsels sind dagegen sehr risikoreich und leider geht es in unserem Leben oft um derartige Prozesse. Veränderungsprozesse dieser Art sind oft notwendig, um (Lebens-) Leistungen und (Lebens-)Qualität zu verbessern, und manchmal werden wir auch mit derartigen Prozessen einfach so „überrumpelt“. Von Musterwechseln kann man sprechen, wenn alte (Lebens-) Muster nicht mehr funktionieren oder gestört werden und dadurch ein neues Muster entstehen soll/ muss.
Der Übergang von der alten in eine neue Ordnung verläuft jedoch nicht unproblematisch. Beide Ordnungen bzw. Muster sind durch eine Übergangsphase verbunden, welche von einer großen Instabilität, von Leistungseinbrüchen bzw. Krisen gekennzeichnet ist (in Anlehnung an ein 3-Phasen-Modell nach Evan Imber-Black).
„Krise kann ein produktiver Zustand sein. Man muß ihr nur den Beigeschmack der Katastrophe nehmen.“
Max Frisch
Die Herkunft des Wortes „Krise“ stammt von dem lateinischen Wort „crisis“ und bedeutet Scheidung, Streit, Entscheidung, Urteil.
In unserem Sprachgebrauch kann es ebenso durch Höhe- und Wendepunkt und Veränderung in Form von Zuspitzung erweitert werden. Im Chinesischen bedeutet das Wort Krise ebenso gleichzeitig auch Chance.
Instabilität wird gebraucht, um ein neues (Lebens-)Muster entstehen zu lassen.
Die krisenhafte Phase von Veränderungsprozessen ist somit Chance und Katastrophe zugleich. Und neben dem Planen von Veränderungsprozessen ist Vertrauen eine weitere Kompetenz. Wie viele Veränderungen haben Sie schon durchlebt? Und wie viele davon haben Sie detailliert geplant? Sind Sie das, was Sie heute sind, durch eine akribische Planung geworden? Vielleicht haben Sie oft nur „Losgelassen“ und vertraut…
„Auf einfache Wege schickt man nur die Schwachen.“
Hermann Hesse
Vielen Menschen fällt es schwer, neue Muster (im Denken und Verhalten) anzunehmen. Ein Grund dafür ist „Systemträgheit“ – die Tendenz, bestehende Stabilitäten zu erhalten. Menschen neigen zum Denkmuster: Lieber das „alte Bekannte“ als das „neue Unbekannte“ – so lautet die Devise.
Aus diesem Grund gehen wir oft schon im Vorfeld einer nahenden Veränderung in eine Abwehrreaktion bzw. verbieten oder untersagen uns eine mögliche Weiterentwicklung. Diese Systemträgheit (unseres Denkens) können wir beim Betrachten von Kippbildern gut beobachten. Sandro del Prete zeigt uns in seinem Bild „Message d’amour des dauphins“ auf bezaubernde Weise die Schönheit der Delphine, oder was sehen Sie?
Falls wir es dann in die Übergangsphase geschafft haben, denken wir schnell an das „gute Alte“ zurück und lassen uns von der Instabilität und dem Chaos verunsichern, dass wir schnell wieder „ja, aber’n“, pessimistisch werden und in das alte Muster zurückfallen.
Beim Gestalten von Musterwechseln sind daher folgende Anregungen nützlich:
„Man entdeckt keine neuen Erdteile, ohne den Mut zu haben, alle Küsten aus den Augen zu verlieren.“
Andre Gide
Alte Ordnung (altes Muster, altes Verhalten, altes Leben…)
Wohin soll die Reise gehen und was wird Ihr Gewinn sein? Was ist das Ziel? Was darf sich auf keinen Fall verändern, was nehmen Sie „ins Neue“ mit? Was lassen Sie da, wovon trennen Sie sich? Welche Ressourcen, Strategien und Verhaltensweisen werden Sie in der „Chaosphase“ anwenden? Was macht Ihnen dabei Hoffnung und gibt Mut?
Übergangsphase (Chaosphase)
„Krise ist ein produktiver Zustand. Man muss ihr nur den Beigeschmack der Katastrophe nehmen.“ (Max Frisch) Lassen Sie sich nicht entmutigen und bleiben Sie dran! Nach dem „Tief“ geht es voran. Das „Schlimmste“ wäre jetzt, in das „alte Muster zurückzufallen“. Sehen Sie es als Experiment! Fokussieren Sie weiter Ihr Ziel und den resultierenden Gewinn! Vertrauen Sie! Alles wird…
Neue Ordnung (neues Muster, neues Verhalten, neues Leben…)
Weiter dranbleiben, es lohnt sich! Genießen Sie das neue Muster und den Gewinn der Veränderung! Finden Sie Dinge, woran Sie merken würden, dass Sie wieder in das alte Muster zurückfallen würden! Entwickeln Sie Strategien gegen den „Rückfall“! Schauen Sie mit wertschätzendem Blick zurück und achten Sie darauf, dass die Dinge, welche Sie mitnehmen wollten auch bei Ihnen bleiben!
Rückfälle sind Vorfälle
„Auch eine Enttäuschung, wenn sie nur gründlich und endgültig ist, bedeutet einen Schritt vorwärts.“ Max Planck
Lassen Sie mich nur noch einmal kurz auf das Thema „Rückfall“ kommen. „Rückfälle“ sind Vorfälle – Nutze sie als Lernfenster! Viele Menschen beschäftigen sich in diesem Kontext mit dem Punkt, was passierte oder geschah, als es zum „Rückfall“ gekommen ist. Viel spannender ist allerdings die Frage danach, was der Mensch unternommen hat bzw. unternehmen wird, um sich wieder in die Richtung der gewünschten Veränderung zu bewegen. (vgl. Schmidt 2004, S. 361ff)
Welche Bedeutung gebe ich dem Rückfall?
Was habe ich aus dem „Vorfall“/ der „Ehrenrunde“ gelernt?
Was habe ich gedacht und getan bzw. was denke und tue ich, um mich wieder in die Richtung der gewünschten Veränderung zu bewegen?
Im Musterwechsel-Modell können ebenso die Einflussfaktoren der vier Leitlinien der Veränderungsarbeit sowie der 3steps4solution sichtbar gemacht werden:
Mehr unter den jeweiligen Modellen
Quellen:
Kruse, Peter (2005): next practice. Erfolgreiches Management von Instabilität. Veränderung durch Vernetzung, 3. Auflage, Dabal Verlag
Schmidt, Gunther (2004):
Liebesaffären zwischen Problem und Lösung. Hypnosystemisches Arbeiten in schwierigen Kontexten, Carl Auer
3-Phasen-Modell nach Evan Imber-Black
Fotoquellen:
Plan vs Realität
https://images.app.goo.gl/eTWxvWwo4nvCHKUB8
Sandro del 1987 „Message d’amour des dauphins“
http://bp2.blogger.com/_6zMmUl8iwZk/SB2ntQIipGI/AAAAAAAAB9U/Xq8Pqh6JAaM/s1600-h/Dauphins.jpg