Die Korrektive zu den erkenntnistheoretischen Irrtümern nach Gregory Bateson
Gregory Bateson beschrieb sieben „erkenntnistheoretische Irrtümer“. Diese zeigen sich (immer noch) in unserer Zivilisation und stammen aus der Zeit der industriellen Revolution (Bateson 1972, S.631):
- „Es geht um uns gegen die Umwelt.
- Es geht um uns gegen andere Menschen.
- Es kommt auf das Individuum (oder die individuelle Gesellschaft, oder die individuelle Nation) an.
- Wir können eine einseitige Kontrolle über die Umgebung ausüben und müssen nach dieser Kontrolle streben.
- Wir leben innerhalb einer unendlich expandierenden ‚Grenze‘.
- Der ökonomische Determinismus ist der Common sense. Die Technik wird es schon machen.“ (Bateson 1972, zit. nach Nagel 2021, S.38)
Ferner können in Anlehnung an diese sieben Denkweisen zwei abstrakte Kategorien erkenntnistheoretischer Irrtümer gebildet werden, welche einander bedingen (vgl. Nagel 2021, S.38 f):
- „Einseitiges dualistisches Denken, mit dem eine bestimmte Sichtweise auf die Rolle des Beobachters, Wahrheit und Objektivität zusammenhängen und
- einseitiges zweckgerichtetes Handeln, das mit der Vorstellung bewusster Zwecksetzung und Handeln im Sinne des Common Sense (gesunden Menschenverstandes), der Idee gradliniger Kontrolle und der Möglichkeit von Macht ausgeht.“ (ebd.)
Bateson beschreibt jedoch drei folgende Korrektive (herausgestellt von Lutterer 2000, S.266; konkretisiert nach Nagel 2021, S. 93, 97, 119ff):
Systemische Weisheit – z.B.:
- Zirkulärer Blick auf Rückkopplungsprozesse;
- Lösungs- statt Problemorientierung;
- das Bewusstsein, der eigenen Verhaftung als Beobachter;
- Ergebnisoffenheit;
- Kontextbetrachtungen;
- Mustererkennungen
Demut – z.B.:
- Offenheit für Beschreibungsweisen;
- die eigene Machtlosigkeit anerkennen;
- Einführen eines äußeren Elements welches eine größere Macht hat, als man selbst (z.B. Mediation/Gericht)
Liebe – als wichtigstes Korrektiv – z.B.:
- Wertschätzung als Basis,
- Empathie [Mitgefühl];
- Gewaltlosigkeit
Quelle:
Lina Nagel (2021): Kybernetik, Kommunikation und Konflikt. Gregory Bateson und (s)eine kybernetische Konflikttheorie, Carl Auer